Die Sache mit der Hefe

Der Holländer um die Ecke darf nicht mehr, der in der Stadt will am Wochenende nicht; der eine Türke kann nicht mehr, der andere ist zu bekannt.

Europaweit findet man in niederländischen Supermärkten die im Verhältnis meisten Fertigpackungen. Die Holländer machen sich’s beim Kochen eben sehr einfach.

Folglich ist auch das Beschaffen von so mancher Backzutat nicht immer einfach. Etwa Frischhefe gibt’s hier nicht im Supermarkt, sondern eben beim Bäcker. Aber auch nicht bei jedem und auch nicht immer.

Der Holländer um die Ecke darf nicht mehr:
Dort habe ich meine erste Frischhefe in Holland gekauft und konnte selbige über einen längeren Zeitraum bei Bedarf erwerben. Jetzt wurde er von einem anderen übernommen und muss mit Flüssighefe arbeiten. Ich musste mich also umorientieren.

Der Holländer in der Stadt will am Wochenende nicht:
Frisch backen will er dann scheinbar nicht, wodurch sich in seinen begehbaren Kühlschränken offenbar nur unter der Woche Frischhefe befindet. Aber da muss ich arbeiten und komme nicht in die Stadt. Hier sollte ich also kein Kunde werden.

Der Türke in der Einkaufsstraße kann nicht mehr:
Da hatte ich vor zwei Wochen zum zweiten Mal die beste Hefe gekauft, die ich jemals in Händen hatte. Länger haltbar, stärker im Gehen und mit dem typischen Hefegeschmack, den ich aus meiner Kindheit von Tante Ruths und Omas Hefezopf kenne. Als ich gestern wieder hundert Gramm des wertvollen Guts erwerben wollte, stand ich vor geschlossenen Türen. Außer dem Firmenlogo war nichts mehr von der Bäckerei zu sehen, selbst die Zwischenmauern in der Räumlichkeit waren schon rausgerissen. Er konnte wohl finanziell nicht mehr.

Der andere Türke ist zu bekannt:
Auf einen Tipp einer Kollegin hin schaute ich bei einem anderen Türken in einer Seitenstraße vorbei. Eher ein Laden mit Backtheke und Dönerverkauf, als nur ein Bäcker. Der bietet laut Auskunft der Verkäuferin verpackte Hefewürfel an, wie man sie auch aus deutschen Supermärkten kennt. Nur im Moment gerade nicht. Offensichtlich ist der Shop auch bei anderen hefebedürftigen Menschen bekannt.

Die – von mir subjektiv empfundene – kulturell schwere Zugänglichkeit scheint hier auch auf Hefekulturen zuzutreffen.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert